AI-Art - die Bilderwelten der generativen KI
AI-Art – also Bilder, die von künstlicher Intelligenz erzeugt werden – sind inzwischen allgegenwärtig. Man erkennt die Bilder gewöhnlich an bestimmten Details: an Hackfleischfingern, Picasso-Gesichtern, dritten Beinen und anderen Anomalitäten. Zuallererst hatte ich solche Abbildungen im Zuge kognitiver Dissonanz ignoriert. Wohl schon etwas ahnend, dass bei diesen Bildern, die ja eigentlich nicht ernst zu nehmen sind, irgendwie doch etwas Bedrohliches mitschwingt. Dann, irgendwann, musste ich nach dem Aufwachen feststellen, dass ich wohl von einem Bus überfahren worden bin… Heute kann- und darf ich mich aus überlebenstechnischen Gründen der KI nicht verweigern sondern muss mich mit AI-Art, mit KI-Bildgeneratoren arrangieren. Das gilt wohl nun für alle Designer, Grafiker, Illustratoren, Fotografen aber auch für die Betreiber von Bildagenturen, auf die harte Zeiten zukommen. Funktionsweise Zig Online-Plattformen wie DALL-E ermöglichen es mittels Eingabe von Schlagworten Bilder zu generieren. Die Vorgehensweise ist simpel: das gewünschte Bildmotiv wird inhaltlich beschrieben und Namen von Künstlern und ihren Stilen werden als Orientierungshilfe zur gewünschten Machart eingegeben. Dann generieren KI-Algorithmen Bilder, die mittlerweile so perfekt und eindrucksvoll ausfallen, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Die Preise im Abo-Prinzip für die Erstellung und beliebige Verwendung der heruntergeladenen Bilder unterbieten so ziemlich alles, was man davor kannte. Problematik AI-Art ist zwar von den Möglichkeiten her betrachtet absolut grandios und bombastisch - vernichtet aber gerade hunderttausende- wenn nicht Millionen- Jobs, die von Fotografen, Grafikern und Illustratoren ausgeübt werden. Auch und gerade Bildagenturen sind zweifelsohne davon betroffen und werden das schmerzlich zu spüren bekommen. Wenn nun jeder mit ein paar Wortfolgen hochkarätige Bilder in Sekundenschnelle in beliebigen Stilen generieren lassen können - bedeutet es, dass man bald keine Spezialisten hierfür braucht, die das von der Pieke auf gelernt haben. Illustratoren und Fotografen, die mittels Talents und Kraft ihres handwerklichen Geschicks bisher ihren Berufsstand definierten und meisterten - stehen jetzt vor dem Aus. So einfach. Die digitale Revolution schlägt nun auch hier eine breite Bresche und schreddert gnadenlos alles weg. Das bereitet natürlich viel Entsetzen und sorgt für gewaltige Frustration. Wenn nun alle mit Internetzugang künstlich generierte Bilder in beliebigen Stilen erzeugen können – braucht man keine Profis mehr dafür. Verständlich, weil man viel Geld sparen kann und alle Fragen um Urheberschaft, Copyrights und Lizenzen wegfallen. Noch hat das Massensterben dieser Berufe noch nicht stattgefunden. Noch sind die AI-Art Algorithmen nicht so perfekt, dass sämtliche Fehler automatisch verhindert werden. Aber es ist abzusehen, dass bei dem Tempo in der Entwicklung der generativen KI sehr bald schon auch diese Schwächen behoben sein werden. Dann wird man keine verräterischen Fehler finden, wie die berühmten zehn Wurstfingerhände, Giraffenhälse oder versetzte Picasso-Gesichter - die auf die Herkunft aus KI-Generatoren schließen lassen. Mittlerweile lassen sich künstlich generierte Gesichter nicht mehr von Aufnahmen echter Menschen unterscheiden. Tom Hanks beschwert sich gerade über die Verwendung seines Konterfeis an einem Deep Fake-Avatar, das in Werbevideos auftaucht. Illustratoren, Fotografen und selbst Schauspieler reiben sich verwundert die Augen und blicken in einen Abgrund. Man macht sich ernsthafte Sorgen um die Zukunft. Was leistet die AI-Art und welche Vorteile bringt diese? Die AI-Generatoren setzen blitzschnell Bildideen um zaubern in kürzester Zeit vollständig ausgearbeitete Motive aus dem Nichts herbei. Wenn man noch in der Entscheidungsphase steckt und nach Lösungen sucht - erspart man sich mit diesen Ergebnissen jede Menge Zeit und Geld. Denn man kann für lau die aufwendigsten Stilen ausprobieren, mit den wildesten Kompositionsideen herumexperimentieren und hat sofort Ergebnisse vorliegen. Was kann die AI-Art nicht? Bisher lassen sich nur Pixelgrafiken generieren und es gibt keine Vektorbildausgaben, also keine beliebig skalierbaren Motive. Die auf den Plattformen erzeugten Bilder haben eine 72dpi-Bildschirmauflösung – die sich vor dem Download noch auf den Servern hochrechnen u d vergrößern lassen. Man erhält auf diese Weise zum Download praktisch ein druckreifes Motiv in A4-Größe, was für die meisten Einsätze genügen sollte. Mittels nachträglichem hochrechnen und schärfen, kann man die Motive aber noch auf Magazin-Doppelseite vergrößern, also in etwa ein druckreifes A3-Format verwandeln. Der „menschliche“ Aspekt Die KI-Algorithmen können nicht alles und machen noch Fehler. Noch. So ist es zum Beispiel schwer, die gleichen Charaktere zügig durch Bildreihen durch zu ziehen, denn die Bildgenerierung erfolgt anhand von Zufallsgeneratoren. Das liegt darin begründet, dass die Anbieter der AI-Generatoren sich auf diese Weise schützen und rechtlich absichern: Die Motive werden ja neu geschaffen und nicht einfach als Ganzes geklaut. Die Algorithmen grasen alles an verfügbarem Bildmaterial ab und merken sich Details und Aspekte sowohl der Bilder als auch der Machart. Sie „trainieren“ sich die Bildbeschaffenheit an. Anhand dieser „Erfahrungen“ kann der KI-Algorithmus neue Motive in der gewünschten Stilistik nachahmen und nachbauen: zum Beispiel, ein neues Bildmotiv im Vincent van Gogh-Stil. Weil ein Stil nicht wie eine Marke geschützt werden kann – haben die AI-Plattform-Anbieter rechtlich keine Schwierigkeiten mit ihrem Angebot. Den entsprechenden Künstlern, Illustratoren wie Fotografen wird das weniger gefallen – verhindern oder gar verbieten können sie es jedoch nicht. Fazit Die Kreativbranche ist nicht der einzige Bereich, der von der KI heimgesucht wird: sie wird auch Filmemacher, Architekten, Ärzte, Berater, Mathematiker und Programmierer überflüssig machen. DAS hat bestimmt niemand erwartet.